In diesem Corona-Frühling haben wir unseren Garten eigentlich erst richtig kennengelernt. Das hat zum einen damit zu tun, dass wir jetzt beide im Homeoffice arbeiten und fast immer einer von uns beiden mit den drei Kindern im Garten ist. Es liegt aber auch daran, dass wir erst knapp zwei Jahre hier wohnen und das riesige Grundstück erst entdecken mussten. Rund ein Hektar Land gehört zu unserem Haus. Die Hälfte davon ist eine landwirtschaftliche Fläche, auf der die Pferde unserer Mitbewohnerin und unsere gemeinsamen Hühner leben. Haus und Hof teilen wir mit insgesamt fünf anderen Menschen. Es gibt einen zentralen Bereich mit Grillecke, ansonsten ist jede/r für einen kleinen Teil des Gartens verantwortlich. Es gibt aber auch Ecken, die wuchern einfach wild vor sich hin. Die „grüne Hölle“ nennen wir den Garten manchmal, aber eigentlich ist es paradiesisch, das haben wir jetzt erst so richtig gemerkt.
Als im März der Dorfspielplatz mit rot-weißem Flatterband abgesperrt wurde, haben wir unserer Anderthalbjährigen einen eigenen Sandkasten gebaut – unter einem Apfelbaum und an einer Stelle, an der es eigentlich die ganze Zeit blüht. So können wir beim Buddeln den Pflanzen beim Wachsen zusehen. Erst blühten Schneeglöckchen und Krokusse, dann Narzissen und jetzt gerade sind es rote Tulpen. Außerdem regnet es Blütenblätter vom Apfelbaum. Die Frühblüher hat die Kleine noch herausgerissen, um die Tulpen geht sie inzwischen ehrfurchtsvoll herum oder hält mit einem „ohhh“ ihre Nase in die Blüten. Und sie weiß, dass sie die Löwenzahnblätter, die im Sandkasten wachsen, für die Kaninchen ihrer großen Geschwister pflücken darf. Die Kinder haben Wildblumen- und Grassamen gesät und diese Flächen gegen unsere freilaufenden Hühner und gegen die Tauben verteidigt.
Ein paar Meter weiter haben wir in den vergangenen Wochen ein großes Gemüsebeet angelegt. Zum Düngen hatten wir schon im Winter Pferdemist verteilt und unter eine Plane gelegt. Gras, viel Moos und einige Sträucher wuchsen dort vorher, deswegen war das Urbarmachen ein richtiger Kraftakt und für uns ein guter Ausgleich zur Büroarbeit. Unsere beiden Großen, sechs und acht Jahre alt, haben ab und zu mitgeholfen. Sie haben mit Begeisterung Wurzeln herausgezogen, Schneckenhäuser und Tierknochen eingesammelt. Bisher haben wir nur fünf Reihen Kartoffeln gesetzt. Der Rest der Setzlinge muss auf der Fensterbank und an der Hauswand in Kisten noch die Eisheiligen abwarten.
Ohne Corona wären wir in diesem Frühjahr viel mehr unterwegs gewesen, sowohl beruflich als auch in der Freizeit. Jetzt plätschern die Tage so vor sich hin mit Homeoffice und -schooling, Essen kochen, Lego spielen, Bücher lesen und eben der gemeinsamen Zeit im Garten. Wenn man eh immer da ist, schafft man eine ganze Menge. Neben dem neuen Gemüsebeet haben wir endlich mal unsere Apfelbäume richtig zurückgeschnitten, die Buchenhecke nicht nur vor der Brutzeit, sondern sogar vor den Nachbarn geschnitten, eine neue Terrasse angelegt, eine Außensauna gebaut, die Dachterrasse mit Holz verkleidet und so weiter. Zugegeben, wir waren also auch diejenigen, die für lange Schlangen in Bau- und Gartenmärkten gesorgt haben.
Lange haben wir das sonnige Wetter genossen, aber auch auf Regen gewartet. Wegen des Gartens ist uns überhaupt aufgefallen, dass es für einen langen Zeitraum so trocken war. Und jetzt, nach ein paar Tagen Regen sieht der Garten nicht nur anders aus, weil alles wächst und sprießt, sondern es riecht auch ganz anders und man kann sich wieder neu kennenlernen.
Conny ist Journalistin und arbeitet heute im Bereich Presse- und Öffentlichkeitsarbeit. Malte ist Geograph und Musiker. Er freut sich schon auf die erste rein akustische Probe im Garten mit seiner Band Valentine & The True Believers: www.valentine-believers.de