Der Garten Pristin in Corona-Zeiten.
Ob mit COVID-19 oder ohne, seit über 5 Jahren, trotz Berufstätigkeit, habe ich das Glück, den Garten ausgiebig zu genießen, denn ich habe einen Home-Office-Vertrag. Die Corona-Zeiten haben daran nichts verändert. Nur meine Reisen zu Kunden wurden bis auf weiteres gestrichen. Das ist sehr schade, denn die besten Gärtnereien, die tollsten Parks und die spannendsten Kunstausstellungen liegen weit entfernt. In jede Reise integrierte ich ein Garten- oder ein Kunst-Highlight, ich kam viel herum und ließ mich inspirieren. Nun ist es für eine Weile damit vorbei.
Dem Garten geht es nicht schlechter oder besser, als es ihm früher gegangen ist. Meine Aufmerksamkeit, die er früher bekam, war ausreichend und ich habe meinen Rhythmus nicht verändert. Wie früher arbeite ich intensiv im Garten vor allem nur an den Wochenenden und unter der Woche abends nur bisschen abschneiden, abräumen, nach Rechten schauen und gießen, wenn nötig.
Nur für das Fotografieren habe ich plötzlich mehr Gelegenheit und auch mehr Lust. Denn ich stehe nicht unter Druck. Ich stehe nun öfters früher auf, genieße die Stille, die Vögel, den Tau, den Nebel und fotografiere. Plötzlich erfahre ich das morgendliche Licht, das ich nie sah, weil ich es nicht sehen konnte. Plötzlich sehe ich, wie plastisch mein Werk ist, wie sich die Hecken vor dem Morgendunst abheben und wie sie kurze Zeit später beinahe verschwinden. Auch abends darf ich nun durchgehend zu Hause sein und hier vor Ort jeden Sonnenuntergang beobachten. Keiner wie der andere malen sie meine Beete bunter als diese sind und ich kann nun in Ruhe die Farben auf Fotos festhalten.
Seit einigen Jahren, zusätzlich zur Offenen Pforte, bei der ich seit 20 Jahren mitmache, richten wir im Garten Skulpturenausstellungen aus. Es ist ein privates Projekt, das mit Hilfe von Sponsoren, wie z.B. der Region Hannover, stattfindet. An einem Konzept für eine Ausstellung, am Katalog und an allen kuratorischen und organisatorischen Aufgaben arbeite ich, ohne zu übertreiben, über ein Jahr. Alles muss stimmen. Die Qualität der Ausstellung ist uns wichtig. Garten und Kunst dürfen sich gegenseitig nicht die Show nehmen, sie müssen harmonieren. Vieles ist zu planen und viel ist zu bedenken. Was für ein Schock war es im März, als wir feststellen mussten, dass diese Arbeit durch Corona zunichte gemacht werden könnte! Doch alles kam besser, als man dachte.
Obwohl die ganze Veranstaltung „Offene Pforte Hannover“ für das Jahr 2020 abgesagt wurde, durften wir mit Erlaubnis des Ordnungsamtes den Garten für die Kunstausstellung mit den üblichen Auflagen öffnen. Und da wir jetzt nur bis zu 10 Personen durch den Garten führen dürfen, haben wir zu den garten- und kunstinteressierten Besuchern viel mehr Kontakt und wir öffnen öfters. Die Menschen sind inzwischen so sehr ausgehungert, dass wir zu jeder Führung (alle zwei Wochen sechs Führungen am Tag) permanent ausgebucht sind. Es tut uns gut, es tut der Kunst gut. Dem Garten ist es egal, auch wenn er manchmal mit seinen Farben eitel protzt.
Das große Interesse für den Garten und unsere Veranstaltungen kommt nicht zuletzt durch die Präsenz im Fernsehen, in Büchern und in der Presse. Inzwischen zum vierten Mal wurden wir in diesem Jahr in einer langen Film-Reportage auf NDR gewürdigt. Auch die Fachzeitschrift „Gartenpraxis“ hat in der Juniausgabe auf 10 Seiten über den Garten berichtet. In den Jahren davor erschienen wir bereits mit schönen Fotoreportagen in solchen Zeitschriften wie Landlust und Gartenträume, was sich auf die Besucherzahlen sehr positiv auswirkte.
Es geht mir hier im Garten zu Corona-Zeiten vielleicht ein wenig besser, doch das Reisen vermisse ich sehr. Die Welt, auch meine, besteht nämlich nicht nur aus meinem Garten.
Aleksandra Pristin
Weitere Informationen: www.garten-pristin.de (über Garten und Kunstausstellungen)
http://www.pristin.de (über mich als Autorin)
und mit beinahe täglich neuen Bildern auf:
https://www.facebook.com/aleksandra.pristin