ute, münsterland – germany

Mein Garten hinter dem Schneckenhaus.

Es ist ein eigenartiger Frühling – auf der einen Seite werden die Tage länger und heller, auf der anderen Seite ist allerorten die Rede von Krankheit und Tod, und alle sollen sich in ihre vier Wände einschließen.

Mein Garten liegt hinter dem Haus; wohlwollend kann man ihn „naturnah“ nennen, weniger nett „verwahrlost“. Den Tieren und Pflanzen dort ist das egal. Von meinem Schreibtisch aus konnte ich sehen, wie der Apfelbaum vor Arbeitszimmerfenster seine Blütenwolke entfaltete; ein Schwanzmeiserich kam regelmäßig vorbei und führte Scheinattacken mit seinem Spiegelbild in der Scheibe.

Es gibt derzeit wenige Personen, mit denen ich unmittelbar sprechen kann, eine schwierige Situation für das Gesellschaftstier Mensch. Aber wenn sich mir die Blattspitzen meiner „kleinen grünen Freunde“ entgegen recken, wenn mich die Farne und Stauden nach ihrem Winterschlaf wieder begrüßen, nehme ich das durchaus als spezifische, wenn auch nonverbale Ansprache lebendiger Wesen wahr. Und so heiße ich auch die Neuankömmlinge willkommen – z.B. ein prachtvolles Silberblatt, dass den ersten Farbtupfer ins Grün brachte.

Die Frösche sind wieder im Teich, ebenso die Molche. Ich hoffe auf die Libellen. Wollbienen müssen gehindert werden, ihr Nest in meinen Gartenschuhen zu bauen. Der Weißdorn im Vorgarten blüht und zeigt mir wieder einmal optisch wie olfaktorisch, dass es keine gute Idee ist, ihn der Optik wegen zu stutzen – das geflügelt Volk ist zu begeistert. Ich auch.

Mein Garten zeigt mir immer: Wir sind Teil der Natur, auch wenn wir glauben, sie beherrschen zu können. Das Leben ist stärker, als man denkt.

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