Corona? Was ist Corona?
Nun ja, ganz spurlos geht der Virus natürlich auch an uns nicht vorüber. Mein Mann und ich sind ungemein privilegiert, weil wir schon seit 12 Jahren im Home+Garden-Office arbeiten.
Der vorherige Garten war ein wilder alter großer Bauerngarten mit Kultur-Oasen zur Halb-Selbstversorgung. Dort habe ich noch zu Zeiten der Festanstellung angefangen, mich mit Permakultur zu beschäftigen, um den Arbeitsaufwand gering zu halten. Hier haben wir vor zwei Jahren den kleinen – aber liebevoll naturnah gestalteten – Garten vom Schwiegervater übernommen. Anfangs gab es die Überlegung, den Teich und „Wiesen“-Fläche zu Gunsten von Gemüse zu beseitigen.
Nach 22 Jahren Selbstversorgung mit frischem Gemüse ist es mir schon schwer gefallen, nur noch so wenig Fläche zur Verfügung zu haben. Aber dann sahen wir die Vögel im Teich planschen und hörten die Insekten summen und beschlossen, dass wir an dieser bunten Vielfalt so wenig wie möglich ändern werden.
Der Garten liegt am Südhang von Mauern umgeben und ist eine richtige Sonnenfalle mit Blick bis zu den Alpen. Das hat seine Nachteile in Dürrezeiten, aber die Vorteile überwiegen. Auf 600Hm gedeiht auch ein Rosmarin seit Jahren und die letzten beiden Jahren haben wir bis in November / Dezember Freiland-Tomaten geerntet.
Was gibt mir am meisten in diesem Garten? Nun, dass es ständig etwas zu entdecken gibt. Neue Blümchen – aber vor allem auch jede Menge Insekten. Seit einem Jahr besucht uns die große Holzbiene regelmäßig, die wir vor zwei Jahren in Ligurien erstmals gesehen haben. Wenn ich im Liegestuhl auf der Terrasse unter der Weinpergola liege, dann summen mich die Bienen in Trance und die Nöte des Alltags rücken weit weg.
Natürlich haben auch wir Existenzsorgen, wenn Geschäftspartner wegen Corona-Beschränkungen aufgeben oder zumindest Projekte zurückstellen müssen. An Urlaub im Süden ist vorerst nicht zu denken, aber für Entspannung ist dennoch gesorgt. Das südl. Flair entsteht auch dadurch, dass wir den Zierbereich nie gießen. Dadurch ist der Garten nicht so prall grün, sondern hat eher einen gelblichen Hauch, wie ein Sommer am Mittelmeer.

Dieser Garten ist kein Macher-Garten, sondern ein GeLASSEN-Garten. Das MACHEN hebe ich mir für meine Gartenstauden-Webseite und die zugehörigen Facebook-Gruppen auf.
Die Frage lautet “Was bedeutet Dein Garten für Dich in diesen Tagen“?
Zum einen ist es dieser wunderbare Rückzugsort, der uns die Gewissheit gibt, auch im Falle eine Quarantäne immer Zugang zur Natur zu haben. Zum anderen leben wir ja nicht erst jetzt „in diesen Tagen“. Seit Jahren setzen mein Mann und ich uns auf unterschiedliche Weise für eine ökologische, ressourcenschonende Landwirtschaft ein. Ich bin nicht so naiv zu glauben, dass unser kleiner Mikro-Insekten-Kosmos oder das Mini-Permaktultur-Lab mit teils mehrjährig gezogenem Gemüse auf kleinstem Raum die Welt besser macht. Aber ganz sicher gibt mir der Garten auch „in diesen Tagen“ die Kraft und die Lust, den Blick auch weiterhin nach außen zu lenken und mir Gedanken zu machen und in den Dialog zu gehen – wie könnte eine bessere Welt mit Corona aussehen?
Regina Oswald hat nach dem Abitur 1983 eine Biogemüse-Gärtnerlehre gemacht und anschließend Landschaftsarchitektur bis zum Vordiplom studiert und danach in diversen gärtnerischen Sparten gearbeitet.
Zur Jahrtausendwende entdeckte sie das Internet und machte eine Fortbildung als Webmasterin mit Schwerpunkt Programmierung. In diesem Bereich arbeitet sie schon viele Jahre mit ihrem Mann in eigener Firma und betreibt seit 20 Jahren die Webseite https://www.gartenstauden.de mit Pflanzendatenbank (7000 Gartenstauden und -Gehölzen). Auf Facebook ist sie im engen Austausch mit Gleichgesinnten bzw. unterstützt Neulinge bei der Umstellung zum ökologisch Gärtnern und bei der Auswahl geeigneter Pflanzen für einen Naturgarten.