Garten und Corona hatten ihren ersten Kontakt zum Lockdown am 20. März.
Schon am Abend vorher gingen die Gerüchte, der Bayerische Ministerpräsident würde neben vielen anderen Maßnahmen für unabsehbare Zeit auch die Gartencenter schließen. Das kam für mich zur Unzeit. Ich benötigte zum einen Material für die kleine Holzterrasse, die sich meine Frau schon 2019 gewünscht hatte, zum anderen hat sich ein Wiesenweg durch den nassen Winter in Matsch verwandelt. Dort sollten Platten künftig für festen Tritt sorgen. Und ich brauchte für die Erstbestückung des Gemüsegartens Jungpflanzen – diverse Salate und Kohlsorten wie Kraut, Wirsing und Brokkoli. Das hätte alles noch Zeit gehabt, teilweise waren die Beete noch gar nicht gerichtet und zartbesaitete Gemüsesorten wie Sellerie und Mangold durften noch gar nicht der Unbilden der Witterung ausgesetzt werden.

Also zog ich am 20. März los, und besorgte alles, was ich für die nächsten Wochen (oder werden es Monate?) für den Garten benötigte und ich plante für 2020 mehr Platz für Gemüse und weniger für Blumen ein. Mein Sohn und ich brachen auch ein Stück Wiese um, um Platz für ein weiteres Kartoffelbeet zu schaffen – wer weiß, wie die Lage sich entwickelt?
Das war schon ein bisschen alarmistisch, aber zu dieser Zeit war nicht abzusehen, wie lange Corona der Welt “den Atem raubt” und wie tiefgreifend die Pandemie das Leben verändern wird.
Inzwischen ist die Holzterrasse gebaut – mit einigen Provisorien, weil ich in meiner schusseligen Art manches vergessen habe und eben nicht “mal schnell” kaufen konnte – und der Plattenweg gelegt.
Alle gekauften und vorgezogenen Gemüsepflanzen wachsen und ich gebe der Selbstaussaat von Blumen und Beikräutern wieder ihren gewohnten Raum.

Und doch hat sich etwas verändert: Die Wertschätzung ist deutlich gewachsen: für die eigene Produktion, auch wenn sie nicht für die komplette Selbstversorgung reicht, und den grün-bunten Lebensraum vor der Tür, der Kraft und Freude spendet.
Und ich bin mir sicher, so geht es nicht nur mir, sondern vielen! Und meine Hoffnung ist, dass dies das wahre Erbe von Corona ist.
Mein Name ist Johann Seidl. Ich lebe in der Nähe von München. Ich habe Forstwirtschaft studiert und war davor über 10 Jahre als Förster klassisch mit „Hund und Gewehr“ in den Wäldern der Oberpfalz unterwegs. Seit 2001 arbeite ich an einer forstlichen Forschungseinrichtung in Weihenstephan. 2019 wurde mein Garten als erster Garten im Landkreis von der Bayerischen Gartenakademie in Veitshöchheim als “Zertifizierter Naturgarten” ausgezeichnet.Seit 2010 betreibe ich meinen Gartenblog unter www.gemuesegarten-blog.de, um meine Erfahrungen aus dem Hausgarten mit interessierten Gartenbewegten teilen zu können. Inzwischen hat sich der Onlinegarten auf Facebook, Twitter twitter.com/brennesselkraut und Instagram ausgeweitet. Meine kreativen Ambitionen finden sich auf lebenswandeln.de.