Wenn ich einen Garten hätte …
Als Großstadtkind träume ich von einem eigenen Garten. Denn wenn ich einen Garten hätte, wäre er eine duftende Oase voller wunderbarer Aroma-Pflanzen, denn ich bin Aromatherapeut. Gerade in dieser sehr unruhigen und immer ungewissen Zeit der Pandemie träume ich häufiger von meinem ganz besonderen Aroma-Garten. Ich nehme euch mit in meinen Traum vom diesem Garten der Wohlgerüche. Es wäre ein großer Garten mit vielen duftenden Pflanzen, in jedem Bereich des weitläufigen Geländes verzaubert ein anderer Duft, der seine eigene Geschichte erzählt und seine hilfreiche Wirkung hat.

Auf einem sonnigen, leicht erhöhten Bereich wachsen meine Rosen, die klassischen Damaszena-Rosen. Prächtige und anmutige rosa-rote Blüten, die schon als Knospen vielversprechend aussehen. In den Morgenstunden, wenn der Tau noch im saftig grünen Gras liegt, öffnen sich die kunstvollen Blüten und verströmen einen sanften zart blumigen Rosenduft. Ein Duft, der verzaubert, er wurde schon oft in Parfüms verwendet, er ist der Duft der Liebe. Ein gutes Rosenöl ist eine Kostbarkeit, denn wir benötigen 30 Rosenblüten für 1 Tropfen des ätherischen Öls für ein natürliches Parfüm. Hier im Garten ist der frische Rosen-Duft in den Morgenstunden ein Genuss, im Laufe des Tages verflüchtigt er sich, das Öl wird durch die Sonne verdunstet. Daher gehe ich gerne direkt am Morgen durch die Rosenbeete.

In der Mittagszeit freue ich mich über das Feld mit den Minzen. Der Sommer ist die Zeit der Minzen. Am liebsten habe ich das Feld mit der Pfefferminze (Mentha piperita), denn sie sind Erfrischung pur. Wer schon mal Minze im Garten hatte, weiß, wie sehr sie sich ausbreiten, man sollte sie schon gut begrenzen, damit sie nicht den Garten übernimmt. Da ich Minze aber sehr gerne im Eistee trinke oder einen leckeren Erdbeer-Minze Salat esse, habe ich ein großes Feld mit der Minze angelegt. Sie sind zum Glück recht robust und ihr ätherisches Öl gehört zu den erfrischenden Ölen, denn es enthält den kühlenden (und auch schmerzlindernden) Inhaltsstoff Menthol. In den einzelnen Minzblättern, die ich in den Salat oder meinen Eistee gebe, ist die Dosis genau passend. Doch bei dem ätherischen Öl muss ich aufpassen, da es Konzentrate sind, ist die Wirkung ein Vielfaches höher, ich weiß, dass ich mit 1 Tropfen auf die Schläfen eine gute Wirkung bei Kopfschmerzen habe. Denn manchmal brummt mir der Schädel vor lauter Nachrichten über die Pandemie.
Die Melisse behält einen besonderen Schatz für uns bereit. Sie gehört zur Familie der Lippenblütengewächse, wie meine Minze. Daher stehen sie auch in der Nachbarschaft zusammen. Doch im Gegensatz zur robusten Minze würde ich über die Melisse sagen, dass sie eher „die Sensible und Feinfühlige“ ist. Ihr zarter Duft ist so gut wahrnehmbar, und wenn ich durch das Melissenfeld laufe, riecht schnell alles nach dem warmen, frischen und leichten zitronigen Duft. Das liegt daran, dass nur 20 % der Öldrüsen mit dem ätherischen Öl bei der Melisse im Blatt liegen, der Rest ist oberflächlich und wird durch Berührungen oder den Regen schnell abgewaschen. Daher bringe ich für den Melissetee einen Kanne direkt mit und schneide sie direkt zum Aufbrühen ins Gefäß. Somit habe ich einen aromatischen und guten Zitronenmelissen-Tee, der gerade bei Herzängsten einfach wunderbar ist.
Am Abend liege ich in meiner Hängematte mitten im Lavendelfeld und atme tief den beruhigenden und stressreduzierenden Duft der lila blühenden Rispen ein. Nicht nur vor dem Schlafzimmerfenster meines kleinen Hauses mitten im Garten meiner Träume habe ich Lavendel gepflanzt – dort hält es Insekten fern. In einem ganzen Feld am Südhang bekommt der dritte im Bunde der Lippenblütengewächse genügend Sonne. Zwischendrin stehen ein paar Rosen, denn die zwei sind zusammen ein starkes Team gegenüber Schädlingen. Im Feld fühle ich mich wie in der Provence. Lavendel ist der Allrounder in der Aromatherapie, daher darf er in meinem Duft-Garten nicht fehlen. Angstlösend, beruhigend, schlaffördernd sind seine psychischen Wirkungen. Daher kann es durchaus passieren, dass ich nach einem langen Tag voll mit Gartenarbeit am Abend in der Hängematte bleibe und die laue Sommernacht genieße.

Mein Kraftort in meinem Garten ist die über 100 Jahre alte Zeder. Groß, mächtig und stolz steht der Baum mit seinen großen und stabilen weit auskragenden Armen. Unverwüstlich hat die Zeder schon einige Stürme und Unwetter mitbekommen, steht noch immer in ihrer edlen eleganten Art inmitten einer Blumenwiese. Hier setze ich mich nieder, wenn ich Ruhe brauche und Kraft tanken will. Somit ist die Holzbank unter der Zeder einfach herrlich und ich Blicke über die bunte Blumenwiese ins Tal hinab. Die Gedanken hören auf zu schweifen und ich bin ganz im Hier und Jetzt, fokussiert auf das, was wirklich wichtig ist.
Ein Garten ist, wie auch immer er gestaltet sein mag, eine Oase und eine Wohltat für die Seele. Gerade in der jetzigen Zeit, kann ich nur empfehlen, ins Grüne zu gehen und die Akkus voll zu tanken. Wenn ich einen Garten hätte, es gäbe ganz viele wunderbar duftende Pflanzen in ihm, die ich nutzen könnte, um mich in der Krise zu wappnen.
Daniel teil seine Leidenschaft für die Aromatherapie auf seiner Seite www.danielhogen.de. Hier könnt ihr auch Jens’ Fotos sehen, der seiner Leidenschaft für die Fotografie vor allem im Grünen nachgeht. Beide freuen sich auf euren Besuch.