xenia, berlin – germany

Das mehr als etwas andere Gartenjahr.

Die Dankbarkeit kam schon vor fünf Jahren. Die Demut, noch einen Garten bewirtschaften zu dürfen, während andere ihre Habseligkeiten aus den Lauben zusammenpacken mussten, sich von den Pflanzen verabschieden, die sie oftmals jahrzehntelang gepflegt hatten.

Ich gartel in einem Schrebergarten Downtown Berlin. Er ist einer der übriggebliebenen der einstmals größten Kolonie Wilmersdorfs. 150 Gärten mussten einer Hochhausanlage weichen, in deren Schatten ich nun noch mein kleines Laubenpieperglück lebe. Nein, mein großes.

Denn in Zeiten von Corona sind diese 350 Quadratmeter „eigenes Berlin“ ein wahrer Segen.

Distanz? Brauche ich nicht zu meinen Rosen. Die Nase verschwindet regelrecht in ihren Blüten. Händewaschen? Meine Gärtnerinnenpfoten sind genauso dreckig wie meine Barfüße. Das Bisschen Erde zwischen den Fingern schmeckt man kaum beim Himbeerennaschen. Atmen hinter einer Maske? Ich lasse mir den Wind um die Nase wehen und höre ihn weiterrascheln im Miscanthus. Budenkoller? Zum Glück liegt der Garten in mittagspausenfreundlicher Entfernung. Vereinsamung? Ein Plausch über den Gartenzaun ist immer möglich. Noch nie waren so viele Menschen in ihren Gärten präsent. Sogar die Jugendlichen haben den Schrebergarten entdeckt und nennen es lässig „Urban Gardening“ – wobei es im Moment eher um das gemeinsame Musikhören im geschützten Raum, als das Schwingen von Gießkanne und Grubber geht. Aber wer weiß: Vielleicht wächst 2020 nicht nur eine neue Tomaten-, sondern auch Gärtnergeneration heran? Das wäre dann doch tatsächlich mal ein positiver Effekt.

Xenia ist Leiterin Kommunikation in einem Industriekonzern und bloggt in ihrer Freizeit auf berlingarten. Glück auf Grün. Dort schreibt sie leidenschaftliche Gartengeschichten, gibt Tipps zu Gartengestaltung, Pflanzen, Gartenreisen und teilt ihre Erfahrungen zu Rezepten, Floristik und DIY-Projekten mit Materialien aus dem Garten.

Das Gartenblog hat sie übrigens 2014 im Kampf um den Erhalt von Grünflächen gegründet.

Leave a comment