Als wir alle vor einem Jahr langsam, aber sicher in diese Pandemie rutschten, war unser Garten für mich ein Anker und Zufluchtsort. Den ersten Lockdown im März fand ich gar nicht so schlimm. Endlich keine Termine mehr, dafür viel, viel Zeit für den Garten!
Ich habe meine Situation immer schon als besonders empfunden – auf dem Land mit so einem schönen, großen Garten leben zu dürfen. Nun stellte sich diese Situation als der absolute Luxus heraus. Das sonnige Frühjahr trug seinen Teil dazu bei. Immerzu konnte ich draußen sein und wirbeln und wirken.
Etwas zu schaffen und kreativ zu sein, das machte mich am Ende des Tages zufrieden und glücklich. Im Gespräch mit anderen Gartenbesitzern fand ich durchweg die gleiche Ansicht wieder.
Alle waren froh und dankbar, einen Garten ihr eigen nennen zu dürfen, draußen sein zu können. Und allen war bewusst, was für eine besondere Situation das für uns alle war. Natürlich machten wir uns Sorgen um unsere Kinder und Eltern, überlegten, wie wir miteinander in Kontakt treten könnten, ohne die Coronaregeln zu verletzen.
Aber je weiter das Jahr voranschritt, umso sonniger wurde es und der Garten wurde zum Treffpunkt für Verwandte und Freunde. Ein Raum, in dem wir uns sicher fühlen konnten. Hier konnten wir Abstand halten und trotzdem beieinander sein. Wie herrlich!
Intensiv konnte ich die jahreszeitlichen Veränderungen verfolgen. Da wir die ganze Zeit hier waren, konnte ich einzelne Pflanzen genauer wahrnehmen und mitunter schneller eingreifen, wenn Probleme sichtbar wurden. Und die hochsommerliche Wasserversorgung war gewährleistet! Das ist urlaubsbedingt auch nicht in jedem Jahr so …
Das hört sich alles wunderbar an. Mein Garten als mein Anker und Fluchtpunkt in schwierigen Zeiten! Aber das ist nicht alles und ich bin nicht „nur” Gartenmensch. Ich mag auch die Großstadt. Genieße unsere regelmäßigen Besuche in Hamburg und Berlin, wo unsere Kinder leben. Aber auch hier am Niederrhein besuchen wir, wenn es unsere Zeit zulässt, Theater, Konzerte und Museen. Ohne diese besonderen Momente ist das Leben für mich um vieles ärmer.
Und das vermisse ich im Moment sehr. Es macht mein Leben ärmer und ich mache mir große Sorgen um unser aller kulturelles Leben, egal ob ich das große Opernhaus besuche oder die Kleinkunstbühne um die Ecke.
Und nun ist es Winter. Seitdem die letzte Blumenzwiebel versenkt wurde, bin ich kaum noch im Garten. Der Februar verspricht da Besserung. Nun müssen die Stauden und Gräser geschnitten werden, bevor die Frühblüher so weit draußen sind, dass das Ganze zu einem Tanz im Beet wird, weil ich nie weiß, wo ich noch hintreten kann, ohne jemandem heftig auf die Knospe zu treten.
Es ist kalt und nass draußen. Freundesbesuche mit Abstand auf der Terrasse sind nicht möglich. Aber die Sehnsucht nach Kontakten wird immer größer. Gespräche, Lachen in größerer Runde.
Ich hoffe darauf, dass der März schon wärmer wird. Dann geht vielleicht was … mal sehen.
Mein Fazit – ohne den Garten wäre es uns viel, viel schlechter ergangen. Aber der Garten ist nicht alles. Liebe Menschen um uns sind sicher wichtiger und die Möglichkeit kultureller Erfahrungen ist mindestens so wichtig wie der Garten.
Ein Lichtblick im neuen Jahr ist auf jeden Fall die Ankündigung, dass die Offene Gartenpforte Nördliches Rheinland in diesem Jahr stattfinden wird! Wir sind dabei! www.garten-bislich.de